Der Comiczeichner William Van Horn ist schon seit früher Kindheit mit Barks’ Comics aufgewachsen und hat bis heute einige Gemeinsamkeiten mit dem legendären Duckman aufzuweisen. Wie Barks hat auch Van Horn vor seiner Zeit als Disneyzeichner in Trickfilmstudios gearbeitet, und beide Künstler waren schon über 40 Jahre alt, als ihre ersten Arbeiten in den amerikanischen Disneyheften veröffentlicht wurden. Des Weiteren schreiben bzw. schrieben sie im Gegensatz zu fast allen anderen Zeichnern von Disney-Comics ihre Geschichten in der Regel selbst.
Eine weitere interessante Parallele zwischen den beiden Amerikanern sind ihre verschollenen Disneycomics. Eine kleine Anzahl von Barks’ Storys wurde von den damaligen Redakteuren wegen ihrer rauen Gewaltdarstellung abgelehnt. Ihr Abdruck erfolgte erst Jahrzehnte später. Leider sind einige Seiten dieser verworfenen Barks-Geschichten bis heute verschollen geblieben, darunter auch zwei komplette Donald-Duck-Zehnseiter. In einem davon, geplant für Walt Disney’s Comics & Stories Nr. 144, verhielt sich Daisy wenig damenhaft. In dem anderen, vorgesehen für Walt Disney’s Comics & Stories Nr. 196, nahm wohl ein Schlittenwettrennen zwischen Donald und seinen Neffen für den Geschmack der Redaktion zu drastische Züge an.
Von William Van Horn gibt es ebenfalls verschollene Geschichten. Der Grund hierfür ist allerdings nicht Zensur, sondern die Tatsache, dass diese Comics zu Werbezwecken und nicht für Disneyhefte produziert wurden.
Van Horn hatte 1991 für eine Orangensaftfirma seinen ersten Werbegag mit Donald Duck nach einem Text von Mike Royer illustriert (OJ1). Drei Jahre später zeichnete er für denselben Auftraggeber nach Texten des früheren Disney-Redakteurs Bob Foster weitere fünf Donald-Duck-Einseiter (OJ2A, OJ2B, OJ2C, OJ2D, OJ2E). Diese Comics wurden direkt auf den Orangensaftkartons abgedruckt. Das ist auch der Grund für das ungewohnt schmale Seitenformat. Die Originalzeichnungen sind nicht mehr aufzutreiben. Bill hat sie an Fans verschenkt oder auf Auktionen verkaufen lassen.
Glücklicherweise hat der sympathische Kalifornier die fünf Saft-Seiten, die er 1994 zeichnete, für sein eigenes Archiv kopiert und an Peter Kowalewski geschickt. Der deutsche Abdruck dieser Geschichten erfolgte in den Heften Donald Duck Sonderheft Spezial Nr. 5 und Donald Duck Sonderheft Nr. 231.
Bei der Geschichte „Fit wie ein Profi“ (OJ2C) ist Van Horn allerdings ein kleines Missgeschick unterlaufen. Im zweiten Bild hatte er vergessen, die Sprechblase zu lettern – das einzige Mal bei seinen über 1400 veröffentlichten Disneyseiten. Sein Auftraggeber schickte ihm die Seite zurück, um dies nachholen zu lassen. Van Horn fügte den fehlenden Text ein, dachte aber in der Eile nicht daran, die Seite anschließend nochmals zu kopieren.
Lange war der allererste Orangensaftcomic aus dem Jahr 1991 verschollen. Bill hat keine Fotokopie seiner Originalzeichnungen aufbewahrt. Doch dank Dr. Chris Barat liegt uns nun eine Schwarzweißkopie dieses Gags vor.
Leider ist diese Kopie zum Abdruck nur bedingt geeignet. Aber wer weiß, vielleicht taucht eines Tages auf dem staubigen Dachboden eines amerikanischen Vorstadthäuschens ein Orangensaftkarton mit diesem Einseiter auf und der glückliche Finder weiß den Wert dieses Fundes sogar richtig einzuschätzen …
Für sachdienliche Hinweise, die auf eine Spur zur verschollenen Seite führen, wären wir besonders dankbar.